WA 19, 'Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können' (1526), 623v., 625v.: 'wer mit einem guten, wohlunterrichteten Gewissen kämpft, kann gut kämpfen. Denn es kann nicht misslingen: Wo ein gutes Gewissen ist, da ist auch großer Mut und ein tapferes Herz. Wo aber das Herz tapfer und der Mut getrost ist, da ist auch die Faust um so kräftiger und Mann und Ross frischer, alle Dinge geraten besser, und alle Ereignisse fügen sich auch besser zum Siege, den Gott dann auch gibt. Umgekehrt: Wo das Gewissen einfältig und unsicher ist, kann auch das Herz nicht tapfer sein, denn es ist nicht möglich, dass ein schlechtes Gewissen nicht feige und verzagt macht (…). Obwohl es nicht so aussieht, dass Töten und Rauben Werke der Liebe sind, weshalb ein einfältiger Mensch denkt, das sei kein christliches Werk und gezieme sich nicht für einen Christen, so ist es in Wahrheit doch auch ein Werk der Liebe. Es ist so, wie wenn ein guter Arzt, wenn die Krankheit so schlimm und gefährlich ist, Hand, Fuß, Ohr oder Augen abnehmen und entfernen muss, um den Körper zu retten. Wenn man auf das Glied sieht, das er entfernt, scheint er ein grausamer, unbarmherziger Mensch zu sein. Wenn man aber auf den Körper sieht, den er damit erretten will, ergibt es sich, dass er in Wahrheit ein trefflicher, treuer Mensch ist und ein gutes, christliches Werk tut (soviel es an ihm selber liegt). So ist es auch: Wenn ich das Amt ansehe, das Krieg führt, wie es die Bösen bestraft, die, die Unrecht haben, tötet und solchen Jammer ausrichtet, da scheint es ein durchaus unchristliches Werk zu sein und in jeder Hinsicht gegen die christliche Liebe. Sehe ich aber darauf, wie es die Gerechten beschützt, Frau und Kind, Haus und Hof, Gut, Ehre und Frieden damit erhält und bewahrt, so ergibt es sich, wie wichtig und göttlich das Werk ist.'